Kultursensible Pflege – menschliche Pflege

In der Pflege zu arbeiten ist eine große Herausforderung, zum einen gehören diese Berufe zu den körperlich und psychisch anstrengenden helfenden Berufen, zum anderen wird oft eine hohe Aufopferungsbereitschaft erwartet.
Jedoch kann von den Fachkräften im Bereich der Pflege nicht das selbe erwartet werden,
wie von den Personen, die zu Hause die Pflege durchführen.
Ein Beruf hat dort seine Grenzen, wo die private Pflege noch lange nicht endet.
Zum Beispiel sollte eine Fachkraft Feierabend haben, wenn die Arbeitszeit vorbei ist.
Doch ist ein hoher Krankenstand, zu wenig Personal und viele Überstunden oft die Regel.
Auch gehören Pflegeberufe immer noch zu den weniger gut bezahlten Berufen,
was die Motivation für diese Berufe nicht grade fördert. 

Es scheint so, dass private Pfleger*innen den Pflegebedürftigen mehr Verständnis und Mitmenschlichkeit gegenüber zeigen, doch es steigt auch das Risiko an den Rande der Leistungsfähigkeit zu geraten.
Wenn es sich zudem noch um ausländische Fachkräfte handelt, die hier Vollzeit vor Ort sind,
werden sie oft nur für ein halbes Jahr angestellt.
Diese Art der Pflege ist bezahlbarer als manche Pflegeheime, obwohl noch die Vermittlungsfirmen daran verdienen.
Für Fachkräfte, die aus den Osteuropäischen Ländern kommen, stellt dies oft die Basis ihrer Existenzgrundlage dar,
auch wenn Ihr Einkommen noch geringer ist, als das vieler Festangestellten in Pflegeheimen.

Wenn man von kultursensibler Pflege spricht, dann wird zumindest von einer hohen Kenntnis der und Verständnis für unterschiedliche Kulturen durch die Pflegekräfte ausgegangen,
vielleicht werden sogar unterschiedliche Sprachkenntnisse erwartet.
Auch wenn dem so wäre, so käme ein ganz anderes Phänomen zum tragen:
In Pflegeheimen oder Krankenhäusern gibt es eine bestimmte Struktur,
an die sich alle halten müssen. Platz für kultursensible Pflege oder überhaupt der Kulturpflege,
findet im Tagesablauf mehr oder weniger Berücksichtigung.
Das ist auch häufig der engen Personalsituation geschuldet,
hier bleibt wenig bis keine Zeit sich wirklich persönlich um die Menschen zu kümmern,
hier steht ein gut organisierter Ablauf im Vordergrund.

Eine angenehme mitmenschliche Pflege ist auf der einen Seite gut strukturiert, so dass alle Aufgaben in einem gewissen Zeitraum mit ausreichend Personal geschafft werden können.
Auf der anderen Seite bleibt bei einer guten Pflege noch Zeit sich persönlich um die Menschen zu bemühen und zu kümmern, mit den speziellen gesonderten Bedarfen die jeder einzelne mit sich bringt und mit der Möglichkeit Gemeinschaft im gemeinsamen Tun oder Gesprächen zu erleben.

Eine gute mitmenschliche Pflege kostet natürlich Geld und Personal.
Hier wird nur ein kleiner Teil von der Pflege- oder Krankenversicherung übernommen.
Es ist meist eine Frage des Geldes, wie viel Personal man sich erlauben kann, wenn man nicht grade Angehörige hat, die sich gerne kümmern können und wollen.
Es stellt sich häufig keine Frage mehr, ob sich die Angehörigen kümmern wollen, denn die Erwartung geht in Richtung Vollzeitstelle für jeden. Die Frage stellt sich eher, ob die Personen es psychisch, körperlich oder zeitlich leisten können. 

Es ist gut, dass das Thema ‚Pflege‘ mittlerweile in der Politik angekommen ist.
Immer mehr Menschen werden in den nächsten Jahren auf Pflege angewiesen sein.
Hier kann nicht erwartet werden, dass alle Menschen wohlhabend sind oder Angehörige haben, die sie pflegen können.
Trotz allem sollte eine gute mitmenschliche und Kultursensible Pflege gewährleistet werden.
Es gibt noch viel zu tun, damit die demographischen Herausforderungen in der Zukunft bewältigt werden können. 

 

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