Es gibt nicht viele Dinge auf die in unserer schnelllebigen Zeit Verlass ist! Der Brockhaus hat ausgedient, heute wird gegoogelt oder noch besser man schreit einfach nach Siri oder Alexa. Die Welt dreht sich gefühlt immer schneller und wir müssen aufpassen, dass sie uns nicht abwirft. In solchen Zeiten sehnt sich der Mensch nach einem festen, unverrückbaren Rahmen. Wie Kinder , die in Ritualen und festen Strukturen Geborgenheit und Ruhe finden, so wollen auch wir Erwachsenen wenigstens ab und zu mal das Drehbuch kennen, bevor der Lebensfilm weitergedreht wird! Da uns dieses Jahr der HSV in jener Hinsicht (endlich) nicht mehr weiterhelfen möchte, können wir beim Blick auf die Zweitligatabelle erleichtert aufatmen! Hier ist alles beim Alten. Kurz vor Toreschluß weiß die halbe Liga nicht, was überwiegt: die Angst vorm heißen Atem des Abstiegsgespenstes oder die Hoffnung auf den Schatz am Ende des Bundesligaregenbogens! Den Tabellenfünften Arminia Bielefeld trennen nach 27 Spieltagen nur fünf Punkte von der Abstiegsrelegation, während Tabellenplatz drei mit sechs Punkten ebenfalls noch in Reichweite ist! Auch der 1.FC Nürnberg hält , was er in der Vergangenheit seinen treuen Anhängern stets versprochen hat leidenschaftliche Liebe, wobei die Betonung auf Leiden liegt! „Der Glubb is a Depp“ heißt es nicht umsonst und dieser Spruch wird diese Saison mal wieder mit Leben gefüllt. Wieviele Tabellenführer schaffen es schon, knapp 500 Minuten ohne Torerfolg zu sein? Das bedeutet, gute acht Stunden zu kicken, ohne das Ding auch nur einmal über die Linie gezwungen zu haben! In der Zeit kann man dreimal „Spiel mir das Lied vom Tod“ schauen. Kein Wunder, dass die acht Punkte Vorsprung wie Schnee in der Sonne geschmolzen sind, aber ein souveräner Aufstieg ohne Qualen wäre einfach viel zu langweilig. Ja, auf die zweite Liga ist Verlass, jeder kann jeden schlagen, es gibt zwar kein Meppen mehr dafür aber Heidenheim und fürs Bier wird noch das Portemonaie rausgekramt statt die Bezahlkarte. Fußball ist im Unterhaus noch ehrliche, knochenharte Maloche, die nach kernigem Männerschweiß riecht. Auf St. Pauli gibt es dank der Intervention der Mitglieder auf der Gegengeraden weiterhin Stehränge statt horrend teure Sitzplätze und die Fans der Eisernen aus Berlin haben ihr Stadion selbst auf Vordermann gebracht. Hier ist die Fußballwelt noch in Ordnung und auch wenn auf dem grünen Rasen nicht die feine Klinge geschwungen wird, so ist es doch wie nach Hause kommen, wenn man ins Stadion geht. Danke, liebe zweite Liga, bleib wie du bist!

 

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